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Mirjana Vrbaškis künstlerische Praxis wurzelt im fotografischen Bild als Medium der Sichtbarmachung von Komplexität. Bei ihrer Serie Verses of Emptiness handelt es sich um großformatige Frauenporträts. Vrbaški und ihr Modell arbeiten alleine in Stille und Konzentration im Fotostudio, um die Oberflächenschichten des Modells nach und nach „abzuziehen“. Die Künstlerin inszeniert die Frauen vor einer neutralen, kontextlosen Kulisse. Sie reduziert ihre Porträts auf ein Minimum an visuellen Elementen, bis eine wesentlich wichtigere und seltsam verstörende Ebene freigelegt wird. Diese zeitgenössischen und zugleich zeitlosen Darstellungen der Frauen gewähren einen Einblick in ihr Inneres und entziehen sich dennoch weiterhin einer einfachen Ausdeutung.
Vrbaški formuliert es so: „Ein Mensch ist so komplex, dass man ihn nie in seiner Gesamtheit erfassen kann, schon gar nicht in einem zweidimensionalen Porträt. Das Gleiche gilt für eine Landschaft mit all ihren nuancierten Ebenen. Dennoch hat ein Foto die Kraft, innerhalb von Sekunden ein Gefühl von Vertrautheit und Zugehörigkeit hervorzurufen und mit dem Betrachter in Kontakt zu treten. Es ist dieses Paradoxon, das mich fasziniert und mit dem ich mich in meinem fotografischen Bild beschäftige.“
In ihrer Serie ‘7/8’ reflektiert Mirjana Vrbaški Idealvorstellungen von Landschaft und deren Darstellungen innerhalb der Kunst- und Kulturgeschichte. Sie knüpft an romantische Vorstellungen von Landschaft und an kulturhistorische und philosophische Fragestellungen des Erhabenen an. Entstanden sind die Waldfotografien vor der dalmatinischen Küste auf der Insel Korčula. Dort verbrachte die Künstlerin als Kind gemeinsam mit ihrer Familie häufig die Sommermonate. Als die Bürgerkriege in Jugoslawien ausbrachen, endeten diese Urlaube ebenso abrupt wie ihre Kindheit. Die ästhetische Erfahrung der vermeintlich puren Landschaftsdarstellung kippt mit dem Wissen um die Geschichte des Landes und ihrer Bedeutung für die Künstlerin in Unbehagen. So spielt die Serie ‘7/8’ mit verschiedenen Zugängen zu Kunst, Geschichte und der Biografie der Künstlerin. Die Fotografien thematisieren durch ihre Vielschichtigkeit archaische Erfahrungen wie die des Krieges, der Entwurzelung und des inneren Ortes des Glücks.
Dr. Sylvia Metz sagt über die Ausstellung: „In der Gegenüberstellung beider Serien in der Ausstellung „Innere Orte“ verdichtet sich das künstlerische Anliegen
Vrbaškis, das darauf abzielt, eine tiefere Auseinandersetzung zwischen Werk und Betrachter zu fördern. In einem solchen Prozess wird das Sehen zum Akt des Freilegens von Schichten, bis das Bild schließlich zum Spiegel wird. Beide Serien erschließen einen Raum nach innen und laden den Betrachter ein, sich dem Werk mit einem offenen und neugierigen Blick zu nähern.“
Mirjana Vrbaški wurde 1978 in Montreal, Kanada, geboren und wuchs in Belgrad, Serbien, auf. 2006-2010 studierte sie Fotografie an der Royal Academy of Arts in Den Haag, Niederlande. Sie ist Preisträgerin des renommierten Taylor Wessing Photographic Portrait Prize der National Portrait Gallery, London, 2009. 2011 gewann Vrbaški die Conscentious Portfolio Competition in den USA. Die Künstlerin ist Finalistin wichtiger internationaler Fotografie-Wettbewerbe, dazu zählen der Vattenfall Fotopreis (2011), der Renaissance Photography Prize (2013), der Hellerau Portrait Award (2016) und der LensCulture Portrait Award (2018).
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