Christof Zwiener

25 years of solitude

Christof Zwiener vermittelt in der Arbeit „25 years of solitude“ sein großes Interesse an öffentlichen Räumen und Plätzen. Es ist eine Auseinandersetzung mit den Transformationsprozessen einer Stadt und eines vergangenen Staates. Öffentliche Räume und Architektur sind untrennbar mit der Geschichte eines Landes verbunden.

Der Künstler stellt Fragen zur Authentizität der Erinnerungskultur und der Relevanz: Was ist es wert, erzählt zu werden, von welchen Orten soll berichtet werden? Wer bestimmt, was aufgedeckt und gezeigt werden darf, was veröffentlicht, vervielfältigt und gesagt werden darf?

Christof Zwiener setzt sich mit der verschwundenen DDR und mit einem verschwundenen Staat als Außenstehender auseinander und als einer, der in den westlichen Bundesländern aufwuchs. Er studierte interdisziplinäre Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig und andere Projekte wie „Berlin – der Traum ist aus“ oder „national monument“ zeigen seine große Neugier für die Reliquien vergangener politischer Systeme. Berlin selbst wurde vor dem Fall der Mauer von vielen, die westlich der Mauer und westlich der innerdeutschen Grenze aufwuchsen, als ferne und geteilte Stadt wahrgenommen. Und erst seit einigen Jahren steht Berlin als „Jungbrunnen“ wieder im Fokus und wird als Stadt der ewigen Transformation zelebriert, durch die sich eine historische Erinnerungsspur zieht.

Parallel gibt es neben einer vermeintlich objektiven Aufarbeitung der Vergangenheit des diktatorischen Staates auch eine subjektive Wahrnehmung, die alle Bürger der ehemaligen DDR verbindet. Es fallen wichtige Orte aus der Statistik heraus, sie werden entfernt und fallen dem Vergessen anheim. Das ist ein einschneidendes Erlebnis für viele Menschen.

Fahnenmasten zeugen von einem anderen Land. Fahnenmasten stehen als Schnittpunkt zwischen verschiedenen Orten und Bezirken, an unterschiedlichen Stellen und sind in die öffentlichen Räume integriert. 

Das Absurde dabei ist, dass in den knapp dreißig Jahren nach dem Fall der Mauer fast die gesamten Fahnenmasten übersehen worden sind. War es damals ihre Aufgabe, identitätsstiftend zu sein und die politischen Aussagen durch symbolträchtige Flaggen eines Arbeiter- und Bauernstaates zu unterstützen, so haben sie heute keine Funktion mehr. Leer und nutzlos begleiten sie schweigend die Umwandlungsprozesse in dieser Stadt – von einem Land in das andere, von einer Generation in die nächste…

Zwieners Arbeit „25 years of solitude“ ist ein urbaner Zustandsbericht. 

Ein authentisches Berlin im Heute und Jetzt hat Brachen und Nischen und es geht um die Nutzung dieser und um die Anerkennung jener. Beides darf gleichzeitig nebeneinander bestehen, Brachen müssen nicht immer auf Biegen und Brechen nutzbar gemacht werden und Nischen geben einer Stadt eine alternative Luft zum Atmen.

In der Zwischenzeit holt sich die Natur die Räume zurück, Farne ranken um die Masten und üppiger Efeu klettert an ihnen empor. Bäume und Sträucher verdecken sie, einem Schutzschild gleich.

Wurden vormals Plätze und Stadträume mit diktatorischen Elementen und ihrer brachialen Symbolik bestückt, so sind es heute die Zwischenräume, die eine Geschichte erzählen. Christof Zwiener hat für uns diese Orte wiederentdeckt. In seiner konzeptuellen Herangehensweise baut er mit diesen nahezu 300 Bildern ein Archiv auf, welches einen Teil der Erinnerungsspur abbildet und vom ewigen Transformationsprozess einer politischen Stadt erzählt.

 

Nadine Ethner, November 2018

 

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Umriss Ost-Berlin

Outline East Berlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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