Andrea Grützner

„Four colors and an ornament“

Andrea Grützner is a perfectionist and an investigator of the assembled image. In her series Erbgericht, she finds a form of language that seems to be taken from the Bauhaus and its manifesto. The manifesto to develop a new design language by constantly experimenting with a new design language and creative intention. Artists such as László Moholy-Nagy, gave photography a new photographic pulse through his consistent experimentation.

The photographs of Andrea Grützner, depicting the interior of an hundred year old guesthouse in the Saxon province, are colored fragments of experienced stories that are well preserved in the silence of the inn’s walls.

“Houses, objects, walls do not tell their own stories, but they contain our projections, memories and emotions that bring them to life. For this reason I have decided to work with color filters and flashes to transform the image and play with this metaphor.”

Andrea Grützner

Colored lightning places objects and colors in a new space. In a period of less than one second, a space is distorted or deformed. Levels and spaces are rearranged in the sequences of photographs. Complex shadow compositions bring the interior back into the present. They are detained and immediately released. For many the insides of an old country inn there is nothing more than dust. Depending on your point of view, on the contrary, we see the pure joy of color — orange, blue, yellow, and violet, and inside resides an ornament.

Nadine Ethner / June 2016


„Vier Farben und ein Ornament“

Andrea Grützner ist eine Perfektionistin. Sie ist Tüftlerin und Forscherin des gebauten Bildes. In ihrer Serie “Erbgericht” findet sie eine Formensprache, die dem Bauhaus und seinem Manifest entnommen zu sein scheint. Proklamiert doch das Manifest die gestalterische Intention, die nur durch stetiges Experimentieren eine neue Formensprache entwickeln kann. Künstler, wie László Moholy-Nagy, die der Fotografie neue fotografische Impulse gaben, experimentierten stetig und konsequent.

Diese Fotografien von Andrea Grützner, die das Interieur eines 100 Jahre alten Landgasthofs in der sächsischen Provinz zeigen, sind kolorierte Fragmente von erlebten Geschichten, die der Landgasthof in der Stille seiner Wände bewahrt.

„Häuser, Gegenstände, Wände erzählen nicht von sich aus, sondern es sind immer unsere Projektionen, Erinnerungen und Emotionen, die daran hängen, die sie einfärben und die dann in unserem Vorstellungsbild etwas anderes daraus machen. Aus diesem Grund habe ich mich dafür entschieden, mit farbigen Filtern vor den Blitzen zu arbeiten, um auch dieses Einfärben von einem Raum in ein Bild übertragen zu können und um mit diesem Metapher zu spielen.”

Andrea Grützner

Gesehenes. Gedachtes. Erlebtes. Andrea fragt nach diesen Geschichten und sie geht Stück für Stück jeden Winkel des Hauses ab, um in ihrer fotografischen Arbeit das gefundene Archiv neu zu übersetzen, zu komponieren oder zu entfremden. Farbige Blitze setzen Objekte und Farben in eine neue Räumlichkeit. In einer Zeit von weniger als einer Sekunde wird ein Raum verzerrt oder deformiert. In den Sequenzen ordnen sich Räume und Ebenen neu. Komplexe Schattenkompositionen bringen das Interieur in unsere Gegenwart zurück. Sie werden festgehalten und gleich wieder freigelassen. Im Inneren des Landgasthofs gibt es nichts Angestaubtes mehr. Im Gegenteil: Wir sehen die reine Lust auf Farbe. Orange. Blau. Gelb. Violett. Und seitlich thront ein Ornament.

Nadine Ethner / Juni 2016


© all images by Andrea Grützner